"Was für ein
rundum gelungenes, erlebnisreiches Wochenende! Mit diesem Bekenntnis fuhren
die Teilnehmer des 100. Englischen Wochenendes vom Kloster St. Gertrudis
Hedersleben in ihre Heimatorte zurück", berichtet Susanne Lautenschläger.
Die Badeleberin gehört zur Englisch-Fan-Gemeinde der Kreisvolkshochschule
des Landkreises Börde. Im Jahr 1994 hat Lothar Rummel,
Programmbereichsleiter Fremdsprachen im Bereich Süd, das "English Weekend"
aus der Taufe gehoben, inzwischen kommen Teilnehmer fast aus ganz
Deutschland zum "Englischen Wochenende". Das 100. Wochenende stand dazu
passend unter dem Motto "Anniversaries and Jubilees" - Jahrestage und
Jubiläen.
Vom Burgenlandkreis bis zum Kreis Stendal, selbst aus Hamburg und Leipzig
waren Teilnehmer zur Jubiläumsveranstaltung angereist. Mehr als 800
Sprachinteressierte der verschiedensten Alters- und Berufsgruppen sind
bisher zu den 100 Kursen gekommen. Am häufigsten, nämlich 86mal, war
Bernhard Englisch dabei. Mit diesem Namen kein Zufall? Eigentlich wollte
sich der Hannoveraner damals zu einem Russisch-Kurs anmelden, erinnert sich
Lothar Rummel. Der Niedersachse hat sich sehr für die Geschichte im Osten
Deutschlands interessiert. Doch im Gespräch begeisterte er sich für das
Englische Wochenende. Bereut hat er es offensichtlich nicht, denn er hat
hier die Frau fürs Leben gefunden und lebt heute mit Ursula Herzog in
Schernebeck.
Für
seine Verdienste um die englische Sprache bekam Lothar Rummel einen Stern
auf dem "Walk of Fame". | Foto: privat
Ein ganzes
Wochenende nur einem Thema, sprich einer Sprache, zu widmen, war ein Wagnis.
Lothar Rummel hat die Idee abgekupfert, und bei ihm hat sie funktioniert.
Allerdings musste er sich die ersten Jahre mächtig ins Zeug legen, um die
Kurse voll zu kriegen. Er hat überall geworben, angefangen bei der
Kursleiterfortbildung im Landesverband. Seit es die eigene Website gibt
(www. english-weekend.de), ist vieles leichter geworden.
Was macht die Faszination dieser Wochenenden aus? Warum nehmen sich die
Kursteilnehmer bis zu fünf Mal jährlich von Freitagabend bis Sonntagmittag
Zeit zum Lernen und bezahlen auch noch dafür? "Man muss die besondere
Atmosphäre erlebt haben, die in der English-Weekend-Family herrscht", sagt
Susanne Lautenschläger. "Engagiert und langfristig, liebevoll bis ins
Detail, bereitet der Protagonist, Lothar Rummel, jede Veranstaltung vor.
Immer wieder gelingt es ihm, weitere ideenreiche Lektoren, darunter oft auch
Muttersprachler, zu gewinnen. Ansteckend für Lehrende wie Lernende ist der
Spaß der Akteure. Freundschaften sind entstanden, einige fahren zusammen in
den Urlaub - nicht nur nach Großbritannien."
Die
Harzer Pipes & Drums brachten Lothar Rummel ein Extra-Ständchen. Dafür hatte
Simone Khurana gesorgt. | Foto: privat
Von den 28
Kursleitern sind 20 verschiedene Muttersprachler. Darauf ist Lothar Rummel
besonders stolz. Dafür hat er auch kräftig gebaggert, hat Kontakte geknüpft,
ist immer wieder zum englischen Stammtisch nach Magdeburg gefahren. So war
jedes Wochenende etwas Besonderes, nicht nur, weil es einem speziellen Thema
gewidmet war.
"Für das enorme Engagement einmal Dank zu sagen, war den Teilnehmern der
Jubiläumsveranstaltung ein Herzensbedürfnis. So begannen einige der
Stammgäste schon vor Monaten mit den Vorbereitungen. Dank der vielfältigen
Interessen und Hobbys wurde für den Kursleiter unter anderem ein Geocache
vorbereitet - ein echter Multi-Cache", erzählt Susanne Lautenschläger.
Zu der modernen Art der Schnitzeljagd hatten sich einige für Lothar Rummel
knifflige Aufgaben ausgedacht. "Sie wollten mich am Sonntagvormittag nur vom
Kloster weg haben, damit sie alles vorbereiten können", meint Lothar Rummel
dazu. Drei Begleiter mussten aufpassen, dass er nicht schummelt. Bis zu den
Knien stand er bei der Suche im Wasser und lief den letzten Teil des Wegs
barfuß, erinnert er sich schmunzelnd.
"Zu Ehren von ,King Lothar' brachten Abgesandte aus sechs Ländern des
Commonwealth ihre Präsente, natürlich ausschließlich in englischer Sprache",
erzählt Susanne Lautenschläger. Aus Australien und Neuseeland überbrachten
Eingeborene Grüße und Tänze. Kanadische Ahornbäume und selbst die New Yorker
Freiheitsstatue fanden den Weg in das Kloster. Staatsoberhäupter wie Queen
Elizabeth und Barack Obama verfolgten mit den Teilnehmern, wie Sherlock
Holmes einen dubiosen Mord aufklärte.
Viele der Teilnehmer hatten für originelle wie originale Dekorationen
gesorgt, kulinarische Genüsse vorbereitet und lange an den Präsentationen
gearbeitet. Einige der gelungensten Sketche vergangener Kurse wurden noch
einmal gezeigt. Gesang und Tanz durften in der vertrauten Runde natürlich
ebenso wenig fehlen wie angeregte Gespräche zwischen den Englisch-Fans.
Mit Original-Leierkasten-Musik und schließlich dem Einmarsch der Harzer
Pipes Drums fand das Wochenende am Sonntag seinen emotionalen Höhepunkt.
Simone Khurana hatte ihre schottischen Dudelsack-Kollegen für einen
Gastauftritt gewinnen können.
Als Höhepunkt bekam Lothar Rummel sogar seinen Stern auf dem "Walk of Fame".
Auch im Namen jener aus der English-Weekend-Family, die an diesem Wochenende
nicht dabei sein konnten, sagt Suanne Lautenschläger: "Danke, Lothar! Auf
die nächsten 50?!"
Das 101. English Weekend ist übrigens vom 27. bis 29. September unter dem
Thema "English - The World's Language" geplant. Vom 15. bis 17.
November heißt es "From Avon to Yorkshire - Selected Counties of England".